Weidepflege

Die Weidesaison ist jedes Jahr aufs Neue ein Highlight. Zu schön ist der Anblick der Herde auf den grünen Weiden, aber durch schlechtes Management und immer trockenere Sommer wird die Saison vielerorts erst im Juni eröffnet oder bereits Ende August beendet. Mit ein bisschen Pflege und Aufwand lassen sich allerdings noch einige Wochen mehr rausschlagen.

Weidepflege

Dass Pferde über den Sommer auf grünen, saftigen Wiesen stehen, gehört zum Reiterleben wie der Sattel aufs Pferd. Auch, wenn an vielen Ställen Weideflächen vorhanden sind, reichen diese meist nicht aus, damit alle Pferde eines Stalls über die gesamte Saison in den Genuss grünen Grases kommen. Zum wirklichen Sattfressen reichen unsere heimischen Weiden - je nach Region - meist eh nicht aus, aber dennoch finden die Pferde immer mal wieder einen Halm, sind beschäftigt, können ihre Sozialkontakte pflegen und haben grundsätzlich mehr Bewegungsraum als auf einem Paddock. Wenn es dann zunehmend auch noch immer trockener wird und der Niederschlag schon zu Jahresbeginn ausbleibt, dann stehen die Betreiber meist vor dem Problem, dass sie die Weidesaison erst spät beginnen, dafür das meiste Gras aber bereits verdörrt ist, oder dass die Pferde schon früh im Jahr auf die Weiden kommen und dafür schon im Sommer meist zurück auf die Paddocks ziehen müssen, da die Grasnarbe ansonsten empfindlich leidet. Ein Teufelskreis, denn von Jahr zu Jahr wird die Ernte dünner, das Gras lichter und der Boden verliert an Fruchtbarkeit. Wer seinen Pferden möglichst viel und möglichst lange Weide anbieten möchte, der muss dafür auch einiges tun. Auch wenn Wechselweiden eine einfache Lösung darstellen, so wird diese Möglichkeit (ein Jahr Rinder, ein Jahr Pferde) nur wenig genutzt - es sind meistens schlichtweg zu wenig Weideflächen vorhanden. Eine andere Möglichkeit bietet ein gut strukturiertes Weidemanagement, was auf verschiedenen Säulen basiert. Am wichtigsten ist: Weidepflege muss ganzjährig stattfinden, nicht erst im März, wenn die Pferde im April umgestellt werden sollen.

- Bodenanalyse machen

Eine ganz einfache Methode, um einen Überblick über die Bodenqualität zu erhalten, bietet eine Bodenanalyse, die bereits für unter 100 Euro Aufschluss darüber gibt, ob und mit was gedüngt werden sollte. Gerade hinsichtlich einiger Faktoren hängt das Pflanzenwachstum vom korrekt gewählten Dünger ab. Die Ausbringung von Stickstoff-, Phosphor-, Kali- und Kalkdüngern sollte anschließend entsprechend der vorliegenden Ergebnisse unter Beachtung der aktuellen Düngeverordnung durchgeführt werden.

- Anweiden am Wegesrand

Wer sowieso schon zu wenig Weidefläche zur Verfügung hat, sollte diese Flächen nicht bereits im März zum Anweiden frei geben. In dieser Zeit hat die Wachstumsphase meist noch nicht begonnen, und was jetzt bereits abgefressen wird, wächst sehr schlecht nach. Auch ist die Niederschlagsmenge zu Beginn des Jahres noch sehr hoch und der Boden somit gesättigt. Treten die Pferde die Erde nun matschig, wird die Grasnarbe beschädigt und es wächst nichts mehr nach. Deswegen sollte das Anweiden bis zu einer Stunde an der Hand und am Wegesrand erfolgen. Hinsichtlich der Weidezeit lohnt sich dieser Aufwand durchaus. Letztlich muss man sich als Pferdehalter selbst auch die Frage stellen, was ist mir wichtiger: eine lange Weidesaison oder bequemes Anweiden? Wer ausreichend Weidefläche zur Verfügung hat, kann durchaus ein Stück zum Anweiden frei geben. 

 - Abäppeln oder abschleppen

Bei diesem Thema scheiden sich die Geister: die einen äppeln die Weideflächen tagtäglich ab und die anderen lassen die Haufen an Ort und Stelle. Letztlich ist aber beides möglich – wenn denn die Gegebenheiten stimmen. Ist nur wenig Weidefläche vorhanden und wechseln sich verschiedene Kleingruppen täglich ab, empfiehlt sich tatsächlich das regelmäßige Abäppeln der Grünflächen, letztlich aber eher als vorbeugende Maßnahme, um einen Wurmbefall der Tiere zu verhindern. Aber auch, wenn das Wiesenstück grundsätzlich sehr klein ausfällt, sollte regelmäßig abgeäppelt werden, damit das Gras unter den Haufen nicht "verbrennt". Besteht die Möglichkeit der Wechselbeweidung können Misthaufen, Maulwurfshügel und Tretstellen durch Abschleppen zerkleinert, geebnet und verteilt werden. So wird auch die Grasnarbe belüftet, die Misthaufen können schneller verrotten, dienen als Dung und das Gras wächst gut nach – vorausgesetzt die Niederschlagsmenge passt. 

- Nicht zu kurz abfressen

Ein weiterer Faktor betrifft die Dauer der Beweidung eines Stücks. Denn dies ist entscheidend für das Nachwachsen des Weidegrases. So sollten die Pferde schon die Möglichkeit haben, das Grün auch tatsächlich abzufressen, aber auch nicht soweit, dass sie bereits auf dem Boden angekommen ist. Denn das hemmt das Nachwachsen enorm. 

- Reste abmähen

Pferde haben verschiedene Geschmäcker und Vorlieben – so ist das beim Müsli wie auch beim Weidegras. Jeder wird schon beobachtet haben, dass bestimmte Stellen auf der Weide, unabhängig davon wie saftig diese uns erscheinen, von den Pferden unberührt bleiben. Sie fressen immer schön drumherum und verschmähen es selbst, wenn die Weide sonst nichts mehr hergibt. Das kann zum Einen daran liegen, dass die Gräser und Pflanzen schlichtweg nicht schmecken oder, dass der Boden verunreinigt ist – durch alte Misthaufen, tote Kleintiere oder Hundekot. Diese Stellen sollten unbedingt begutachtet und in jedem Fall abgemäht werden. Dadurch hat nämlich das eigentlich gewünschte Gras genügend Licht und Luft zum Wachsen und wird von den ungenießbaren Gräsern nicht verdrängt.

- Walzen

Das größte Problem in der modernen Weidewirtschaft stellt wohl die sinkende Niederschlagsmenge dar. Wenn bereits im April die Niederschläge ausbleiben, hat das Gras kaum genügend Antrieb zum Wachsen. Da es sich bei den zunehmenden Dürrezeiten um ein Allgemeines und vor allem fortläufiges Phänomen handelt, kann das Walzen der Weidefläche den kapillaren Anstieg des Wassers bis hin zu den Pflanzen unterstützen. 

- Neusaat und Nachsaat

Je nachdem, wie sehr die Weide geschädigt ist und wie hoch der Anteil an gewünschten Pflanzen und nicht gewünschten Pflanzen beträgt, sollte die Weidefläche gegebenenfalls sogar mehrmals jährlich nachgesät werden. Hierbei unbedingt den Fachhandel zu Rate ziehen, was und welche Samen am sinnvollsten sind und wie diese am besten aufgebracht werden sollten.

- Schlechtes Wetter meiden

So gerne man seinen Pferden auch auf der Weide zuschaut, bei schlechtem Wetter und starkem Regen sollten die Vierbeiner lieber auf dem Paddock bleiben – am besten so lange, bis das Wasser nach einem heftigen Unwetter im Boden eingezogen ist. Ansonsten treten die Pferde sehr leicht Löcher in den Boden und schädigen die Grasnarbe. Zudem werden beim Herunterfressen viel häufiger die Wurzelballen der Pflanzen mit heraus gezogen, da der Boden zu stark gesättigt und aufgeweicht ist.